30.06. und 01.07.18

Am Sa.,30.06.18 will ich mich endlich den Felsformationen nähern, für die diese Region so berühmt ist; die Wege dort sind nicht alle einfach, und verlangen Trittsicherheit – und mir ist bewusst, dass dies nicht gerade meine größte Stärke ist. Dennoch suche ich aus dem ADAC-Wanderführer eine Tour rund um die Affensteine und den Carolafelsen heraus. Startpunkt ist wieder der Beuthenfall, aber dieses Mal geht es von dort nach Süden, nicht nach Norden. In der (dürftigen) Wegbeschreibung ist die Rede von einem steilen Abstieg in das „Sandloch“, der unbedingt gute Trittsicherheit verlangt. Aber nach den Karten kann man mit einem Umweg diesen Abstieg vermeiden.

Am Startpunkt am Beuthenfall sind Autos lückenlos geparkt, aus der Straßenbahn steigen viele weitere Wanderer aus, und es gibt auch etliche Radfahrer. Bei dieser Menschheitsfülle bin ich drauf und dran, den Plan zu ändern und wieder zurückzufahren, versuche es dann aber doch und hoffe darauf, dass sich die vielen Leute auf viele Wege verteilen. Zunächst geht es eine breite Piste

Sonnengenießer auf Schotterpiste

hoch, dann wird der Weg schmaler und schöner, und tatsächlich ist es jetzt erst einmal etwas ruhiger.

Dann kommt eine ewig lange Passage steil bergauf, in Form einer Holz- und Steintreppe. Oben angekommen, geht es einfacher weiter;

es laufen einige Wege zusammen, und so wird es auch wieder deutlich voller.  Bald kommt der Abstecherweg zum Carolafelsen; bei der letzten Passage muss ich mich etwas überwinden, aber dann gehe ich doch hoch, und es klappt ganz gut.

Zum Carolafelsen

Oben ist praktisch jeder Felsteil besetzt, der einen Blick in die phantastische Landschaft bietet.

Andrang auf dem Carolafelsen

Ich mache schnell wieder kehrt und gehe weiter. Bald kommt die Stelle, an der ich nun dem Weg folge, der den Sandlochabstieg umgeht. Aber auch auf diesem Weg muss ich mich auf interessante Passagen einstellen. Es fängt schon gleich mit einem Anstieg mit Seil- bzw. Kettensicherung an. Ich lasse eine große Gruppe vor, dann gehe ich auch hoch, und wieder bin ich positiv überrascht, dass es doch nicht so schwierig war wie gedacht.

Das denke ich noch einige weitere Male, z.B. an einer ebenfalls seilgesichterten, ausgesetzten Stelle (links gehts runter, rechts ist Felswand, und man geht auf einem nicht sehr breiten Sims). Wenig problematisch sind dagegen die vielen Metallleitern und Treppen, sie kosten nur Konzentration.

 Irgendwann habe ich die Felsen passiert, und danach geht es auf einfacheren Wegen weiter. An einer Weggabelung beschließe ich, nicht die Runde zu vollenden, weil sie dann nur noch dem Malerweg folgt. Ich gehe stattdessen auf anderem Weg bergab in das Kirnitzschtal, zu einer anderen Station der Straßenbahn. Ich verspreche mir davon etwas weniger Trubel. Aber selbst hier habe ich praktisch fast permanent andere Wanderer in Hör- oder Sichtweite – wer will es ihnen verdenken, die Gegend bietet einmalig schöne Wege und Ausblicke, die Wetterbedingungen sind ideal, es ist Wochenende und Ferienanfang. Man muss nur wissen, dass man speziell hier in diesem Eckchen lieber wochentags wandern sollte, wenn man Ruhe sucht.

Am Sonntag, 01.07.18 suche ich mir daher eine selbst zusammengestellte Tour ohne Track, die etwas abseits der Hotspots und Massenwanderungens sein sollte. Tatsächlich sollte dies als Abschluss der Woche in der sächsischen Schweiz eine besonders hübsche Wanderung werden. Ich fahre bis Waldhäusl, eine Station der Straßenbahn noch vor dem Beuthenfall. Dort geht es gleich erst einmal so weiter, wie ich es vom Vortag kenne: Auf Felsen und über Leitern durch die Dorfbachklamm.

Oben angekommen – ich habe eine Weile gebraucht – geht es einfacher weiter, und bald erreiche ich Altendorf. Der Ort ist schnell passiert, dann geht es wieder allmählich bergab. Ich komme aus dem tief eingeschnittenen Kirnitzschtal, und mein Weg wird mich in das Tal der Sebnitz führen, dazwischen befindet sich ein Höhenzug. Hübsch ist es hinter dem Ort, sanfte Hügelwellen mit Wiesen und Feldern, abwechselnd mit Wald. Das Wetter ist nicht super und der Himmel recht wolkig, aber zum Wandern ist alles ok.

Dann kommt das Tal der Sebnitz, und ich biege bei der ehemaligen Buttermilchmühle in einen anderen Weg ein, der lange direkt am Bach entlang führt. Bisher habe ich nur 2 Wandererpaare gesehen, die Annahme, dass es hier sogar an einem Sonntag ruhiger sein würde, hat also gestimmt.

Der Pfad ist schmal und recht zugewachsen, es ist urig und hübsch mit der plätschernden Sebnitz, an deren anderem Ufer eine ausgedehnte Lichtung ist. Dann führt mich der Weg weg vom Bach, hinein in Laubwald, und hier geht es ganz schön bergauf. Ich bin jenseits der Grenze des Nationalparks sächsische Schweiz und suche mir am frühen Nachmittag ein Plätzchen für eine Hängemattensiesta, die ich ausgiebig nutze. Der Wind hat inzwischen aufgefrischt, und der Himmel ist fast bedeckt, es bleibt aber trocken, als ich recht spät wieder aufbreche. Der Waldrand ist bald erreicht, und ich komme nach Mittelndorf, wie Altendorf ein kleiner überschaubarer Ort, hier mit einem privaten kleinen Campingplatz, der zugleich Hüttenlager und Apartments anbietet. Für die beträchtliche Anzahl Gäste kommt mir das alles etwas eng vor, es wäre wohl nix für mich. Nach Mittelndorf geht es dann nur noch bergab, wieder in das Kirnitzschtal, wo ich die Straßenbahnhaltestelle Beuthenfall ansteuern will. Der Weg ist einfach, ich komme zügig durch die Wiesen und den Wald voran.

Um die Haltestelle der Straßenbahn herum gibt es keine Gastronomie zum Überbrücken der Wartezeit, also laufe ich entlang der kleinen Straße direkt neben den Straßenbahnschienen bis zum Endhaltepunkt am Lichtenhainer Wasserfall und kehre ein letztes Mal ein. Dann kommt bald die Straßenbahn und bietet mir heute ein ganz exklusives Vergnügen: Ich bin und bleibe der einzige Fahrgast und habe ein ganzes Straßenbahnabteil nur für mich. Als Abschluss ist das noch eine unerwartete Besonderheit.

Wieder zurück in der Ferienwohnung kommt dann noch das leidige Packen, und am Montag, 02.07.18 fahre ich mit einer erstaunlich gut funktionierenden Verbindung von Bad Schandau direkt und ohne Umsteigen nach Hamburg.

Mein Fazit zur sächsischen Schweiz: Die Region ist spektakulär und eine der schönsten Landschaften Deutschlands. Man sollte unbedingt mal dort gewesen sein. Für mich war es mit Sicherheit nicht das letzte Mal!