Am Sonnabend, 19.07. bin ich nach 4 Tagen auf dem Habichtswaldsteig zurückgekehrt; diese Wandertage waren quasi ein Geburtstagsgeschenk und auch ein Ausgleich für die vorherige „Sklavenarbeit“ im Garten.
Den Steig, der etwas westlich von Kassel im Großen und Ganzen von Nord nach Süd verläuft, bin ich nicht ganz komplett gegangen.
Eigentlich reicht er von Zierenberg bis zur Staumauer des Edersees, ich bin vom Dörnberg aus bis Waldeck gewandert, und habe die zweite Etappe mit einer Extratour (=Rundwege, die zum Konzept des Habichtswaldsteigs gehören) ersetzt.
Fazit:
Sehr warm, sehr schön, nicht ganz unanstrengend (in der Hitze) und wirklich empfehlenswert. Auffällig ist der hohe Pfadanteil und die vielen grasigen Wegeabschnitte, und auch die Abwechslung zwischen schönem Laubwald, Getreidefeldern, Wiesen und grasigen Hügeln.
Hier einige Fotos und kurze Beschreibungen:
Diese 1. Etappe ist mit knapp 25 km recht anstrengend, besonders, weil ich versuche hatte, noch einen Bus in Hoof zu erreichen, der mich nach Bad Emstal bringen soll. Im eigentlich angepeilten Etappenort Breitenbach waren beide herausgesuchten Unterkünfte belegt, so dass ich mich entschieden hatte, einen Etappenort weiter, also nach Bad Emstal, zu fahren. Am Morgen musste ich mich schon etwas beeilen, um die RegioTram in Wolfhagen nach Zierenberg und den Bus zum Naturparkzentrum zu erwischen, abends will ich diesen Bus erreichen, der von Hoof (mit 1 x Umsteigen) nach Bad Emstal fährt. Das sind nicht die besten Voraussetzungen für’s Wandern ohne Termindruck, und ich muss unbedingt lernen, mich davon etwas mehr frei zu machen und eben nicht zum Schluss eilig durch den Wald zu galoppieren – gerade weil dies die wahrscheinlich abwechslungsreichste Etappe ist, und wirklich schön.
Für den nächsten Tag (Mittwoch, 16.07.14) habe ich dann eine etwas entspanntere Wanderung ausgesucht: Nur mit Tagesgepäck eine Rundtour um Bad Emstal herum (H6). Diese führt durch hübsche, hügelige Ecken, und als Highlight ist wohl die „Altenburg“ zu nennen, die schon in der Jungsteinzeit besiedelt war; es gibt hierzu viele Informationen auf dem teilweise parallel laufenden Archäologiepfad, der auch darüber informiert, welche Fundstücke es aus der Eisenzeit gab und wie die „Burg“ wahrscheinlich ausgesehen hat. Die Bewohner müssen sowohl Kontakt zu den südlich lebenden Kelten als auch zu den nördlich lebenden Germanen gehabt haben. Von beiden Völkern gab es auf der Altenburg Fundstücke.
Mehr dazu: Extratour H6 Habichtswaldsteig und hier.
Eigentlich habe ich auch vor, mal direkt aus einer Quelle auf dem Weg auf die Altenburg Wasser zu zapfen. Die Quelle ist eingezeichnet auf der Karte, etwas abseits vom Weg, und ich finde sie auch. Aber ich hatte davon eine ganz andere Vorstellung, und nicht gerade eine große aufgeweichte Matschstelle:
Von Bad Emstal aus geht es dann am 3. Tag nach Naumburg; seit dem 2. Tag bin ich nur noch im Top unterwegs, ein T-Shirt oder gar eine Jacke wären zu viel. So gesehen habe ich zwar einen unnötig schweren Rucksack mit zu viel Kleidung, aber das ist mir immer noch wesentlich lieber als Kälte und Nässe…
Die Strecke führt am Anfang nach Norden aus dem Kurpark hinaus, später durch ein kleineres Waldstück und dann länger über sehr große, freie Felder und Äcker. In der schattenlosen Hitze ist das manchmal etwas anstrengend, und der Wasserverbrauch (zum Trinken UND Waschen/Abkühlen) hoch. Die sonst hauptsächlich landwirtschaftlichen Wege vermitteln mit ihrem hohem Gras und leicht buckligem Untergrund ein ähnlich schwerfälliges Gefühl wie das Gehen durch Sand. Dann aber kommt die „Riesenschaukel“ und ein Plätzchen im Schatten, das ich aber nicht allein für mich habe: Gerade wird der Wegweiser für den Habichtswaldsteig repariert und neu verankert. Mein kleines Liegepäuschen halte ich dann am Rand des nächsten Wäldchens, relativ kurz vor Naumburg, ab. Nun wird es auch zwischenzeitlich etwas kühler, und der Abstecher zur Kapelle auf dem „Weingarten“ fällt nicht schwer. Der „Weingarten“ ist ein Hügel nordwestlich von Naumburg, und sein Name geht entweder auf einen hier früher betriebenen Weinanbau zurück oder darauf, dass sich die damaligen Bewohner bei einem Stadtbrand hierher geflüchtet hatten und beim Anblick ihrer brennenden Häuser weinten. Jetzt ist es ein ruhiger, idyllischer Ort mit Ausblick auf das Fachwerkstädtchen.
Die Tour am letzten Tag von Naumburg nach Waldeck hat wieder einen anderen Charakter. Zuerst geht es durch den Park der Stadt an dem Flüsschen Elbe (kleine Namensvetterin des viel größeren Stroms) entlang, mit interessanten Informationen zu Insekten und alten Apfelsorten, die wieder angebaut und die Vielfalt der nur von relativ wenigen Sorten abstammenden heutigen Äpfel bereichern sollen.
In der Etappenbeschreibung des Weges für den Anfang der 4. Etappe heißt es „Wenn die romantische Fachwerkstadt Naumburg hinter einem liegt, führt der Habichtswaldsteig durch ein verwunschenes Wiesental in einen tiefen Wald.“ (http://www.habichtswaldsteig.de/de/startseite/) . Hier hat die Marketingabteilung nicht übertrieben, es geht wirklich ca. 7 km durch hübschen Wald, etwa 3 km begleitet vom Ballenbach. Dabei ist es zwar schön schattig, aber nicht düster, denn der Bach fließt tatsächlich in einer langen, schmalen Lichtung. An einer Stelle finden sich Forellenteiche, dort kann ich an ihrem Zufluss bestens eine Flasche auffüllen und mich abkühlen. Wenn es nicht verboten wäre, könnte hier auf der anderen Wegseite auch ein wunderbarer Platz zum Übernachten im Wald sein: alle Orte sind weit genug entfernt, es gibt einen guten Zugang und eine große, recht ebene Wiese, plus Frischwasserversorgung…
Nur etwa 200m weiter ist dann eine weitere Möglichkeit zum Wasserauftanken, ein winziger Bach, der hier aufgefangen und weiter geleitet wird. Dieses Wasser nehme ich nicht nur zum Planschen, sondern filtere es zum direkten Trinken. Ich muss sagen: Super lecker!
Am Beginn eines alten Hohlwegs machte ich Pause, und offenbar verhalte ich mich sehr ruhig: Nicht einmal 20m entfernt kommt ein Fuchs aus dem Wald und bleibt auf dem Weg stehen. Er hat ein Beutetier (das ich nicht näher erkennen kann) im Maul. In meine Richtung sieht er nicht, und ich krame möglichst leise nach dem Handy, um ihn zu fotografieren. Den leisen Pieps beim Scharfstellen hört der Fuchs aber doch, lässt seine Beute fallen und flüchtet. Ich warte noch eine Weile, aber er kommt nicht wieder – und ich hoffe, dass das arme Beutetier (vielleicht ein Vogel) nicht umsonst gestorben ist und später von ihm noch geholt wird.
Danach führt der Weg weiter durch Wald, nun ohne Bach, aber dafür an wirklich uralten Grenzsteinen mit noch erkennbaren eingeritzten Kennzeichnungen vorbei. Dann ist es nicht mehr weit nach Waldeck; die Nähe des Ortes erkenne ich auch daran, dass ich nun plötzlich Hundegassigehern begegne.
Hier ist die Geschichte, die google+ daraus gemacht hat.
Am Sonnabend, 19.07.14 geht es zurück nach Hause, mit Bus, Regiotram und ICE – und da der Habichtswaldsteig nicht so furchtbar weit weg ist, ist die Fahrt nicht allzu lang. Alternativ wäre es auch durchaus möglich gewesen, auf dem Urwaldsteig bis zu einem Ort namens Kleinern zu gehen, und sich von dort aus – ohne einen mir bekannten Weg – nach Bad Wildungen lotsen zu lassen. Dies wäre eine gute Halbtagestour gewesen, sodass ich immer noch am selben Tag von dort aus hätte zurückfahren können. Wegen der Hitze entscheide ich mich dann aber doch dagegen, zumal ich nicht am Ende hetzen will, um noch rechtzeitig für einen Zug am Bahnhof zu sein. Alles in allem waren es unter solchen phantastischen Bedingungen wunderbare Wandertage, die ich sehr genossen habe.