Am Sonntag, 29.07.18 mache ich mich auf den Weg zu meinem letzten Übernachtungsort, nach Spiegelau. Ich fahre mit der Waldbahn
von dem kleinen Bahnhöfchen in Frauenau nach Klingenbrunn, um von dort aus gemächlich zu meinem letzten Hotel zu wandern.
Die Waldbahn ist für mich ein gern genutztes Verkehrsmittel; da es an vielen Bahnhöfen keine Fahrkartenautomaten gibt, und auch nicht in der Bahn selbst, kann man sein Ticket direkt in der Bahn bei den Zugbegleitern lösen, die auch in Bezug auf Anschlüsse, Preise etc. gern beraten. Ein schöner Service, den es anderswo nicht (mehr) gibt. Mit einer der Zugbegleiterinnen komme ich kurz in’s Gespräch über Urlaubsziele; sie ist gern am Meer. „Ich vergieße zwei Mal Tränen: Bei der Ankunft vor Freude, bei der Abreise vor Traurigkeit“ sagt sie. Mir geht allmählich auf, dass ich Ähnliches erlebe mit dem Bayerischen Wald, der mir offenbar viel mehr an’s Herz gewachsen ist, als mir bewusst war. Sicher spielt bei meiner aufkommenden Beklommenheit auch eine Rolle, dass sich meine Auszeit nun ganz deutlich dem Ende nähert, und auch alle damit verbundenen Freiheiten bald vorbei sein werden.
Aber erst einmal steige ich aus dem Bähnchen aus, und suche mir meinen Weg, der sich als herrlicher schmaler Pfad durch abwechslungsreichen Wald zeigt. Dann komme ich auf eine Forstpiste, und ich habe vor, bald wieder davon zur Schneiderwiese abzugehen, um dort am Waldrand nach einen schönen Hängeplatz am Waldrand zu suchen. Das lohnt sich allerdings nicht (zu viel Gestrüpp), und ich gehe weiter bis zu einer der Alternativrouten des Goldsteigs, ebenfalls wieder eine Forstpiste. Nach rund 2 km gehe ich wieder ab Richtung Süden, und dieses Mal habe ich Glück: Mein Abstecher ist ein schmaler, aber gut erkennbarer Pfad, der weder auf der Garmin- noch auf der Karte von Viewranger verzeichnet ist und nach ca. 700m direkt auf den Pandurensteig zu steuert. Dieser führt später zum Ortseingang von Spiegelau und unmittelbar am Hotel vorbei. Aber vorher entecke ich noch einen schönen Pausenplatz und nutze ihn mit der Hängematte – wie sich herausstellen wird, das letzte Mal während meines Sabbaticals.
Von dort erreiche ich nach nur noch rund 15 Minuten mein Hotel, das wie die Pension in Frauenau einen schönen Panoramablick zu den Hügeln und kleinen Bergen bietet.
Am Montag, 30.07.2018 fahre ich mit den Öffis (in diesem Fall 2 Igelbusse) zur Fredenbrücke, um von dort über die Martinsklause eine Rundwanderung zu starten. Zunächst ist das Wetter recht freundlich, d.h. sonnig mit ein paar Wolken, aber als ich an der Fredenbrücke aussteige, tröpfelt es und sieht auch ansonsten ein bisschen grau aus. Nach einiger Zeit gehe ich dennoch los.
Der schöne, etwas wilde Weg führt parallel zur Kleinen Ohe, die später in die Donau mündet. Hier kann man all das auf engem Raum sehen, wofür der Nationalpark steht: Alte Bäume, gestorbene und gestürzte Bäume und insgesamt sich selbst überlassene Natur ohne wirtschaftliche Nutzung.
Dann komme ich an den kleinen Stausee an der Martinsklause, der früher zum Triften benutzt wurde, und hier scheint wieder die Sonne.
Ich mache Pause an diesem idyllischen Platz und beschließe nach einiger Überlegung, dass ich schon am am Folgetag wieder nach Hamburg fahren werde, um noch etwas Zeit zu haben, den Übergang zum normalen Arbeitsalltag etwas weniger abrupt zu machen.
Schließlich reiße ich mich los und gehe in Richtung Waldhäuser; diesen Ort muss ich durchqueren, bis ich wieder in den Wald komme und aus anderer Richtung die Fredenbrücke erreiche. Aber kurz vor dem Ortseingang bezieht sich der Himmel, und es sieht bedrohlich nach heftigem Regen aus. An der Straße, der ich durch den Ort folgen soll, sehe ich links ein sehr schönes Ausflugslokal und rechts eine Bushaltestelle. Tatsächlich ist es eine Haltestelle der Linie, die ich für die Rückfahrt nach Spiegelau benutzen wollt. Nach einem nochmaligen Blick in den Himmel beschließe ich, hier etwas zu essen und den Bus bereits von hier aus zu nehmen. Tatsächlich ist das eine gute Entscheidung, denn kurz darauf fallen wahre Sturzfluten, die mir sehr schnell den Wanderspaß verdorben hätten. Aber so kann ich ihnen bei ganz wunderbaren Möhren-Zucchinipuffer mit Salat zusehen und mir allmählich klar machen, dass meine letzte Wanderung während des Sabbaticals genau hier plötzlich vorbei ist.