Vorgestern, Samstag, 17.06.17 bin ich zurück gekommen von meiner bisher schönsten mehrtägigen Tour, die mich durch den Pfälzer Wald geführt hat. Zutaten zu diesem Wanderglück waren fantastisches Wetter, eine wunderschöne Gegend und natürlich auch das gelungene Experiment, mit Hängematte auf Trekkingplätzen zu übernachten.
Sonnabend vor gut einer Woche geht es los. Für die An- und Abreise muss man bei der Entfernung von Hamburg bis zur Südpfalz jeweils einen ganzen Tag einplanen, auch wenn alles wie bei mir mit den Zugverbindungen sehr gut funktioniert. Am späten Nachmittag komme ich am südlichen Ende des kleinen Städtchens / großen Dorfs Klingenmünster an und habe gleich zum Auftakt einen hübschen kleinen Fußweg zu meinem Hotel im benachbarten Gleiszellen-Gleishorbach. Bereits jetzt ist es sehr warm und herrlich sonnig, ich komme durch lichten Laubwald und einen Weinhang und erhalte damit einen guten Eindruck, was mich in den kommenden Tagen landschaftlich weiter begleiten wird. Kurz vor dem Ziel sehe ich eine größere Anzahl von kleinen Fallschirmchen im blauen Himmel dahin treiben, alle mit einer Fracht, die ich aus dieser Entfernung nicht erkennen kann. Ich habe nicht herausbekommen, was es damit auf sich hatte – vielleicht so etwas wie Luftballons mit Briefen für die späteren Finder?
Am Abend gehe ich vom Hotel aus noch zur Bushaltestelle, die ich am nächsten Tag ansteuern will, um die ersten ursprünglich nicht geplanten Kilometer von Gleiszellen-Horbach bis zum Nordende von Klingenmünster mit dem Bus zu überbrücken. Auf dem Weg dorthin kann ich mich mit mit Kirschen zum Dessert eindecken, die direkt am Weg hängen und quasi darum betteln, von mir gepflückt zu werden.
Das Hotel ist voll – 3 große Gruppen sind zum Wochenende angereist -, aber trotzdem kann ich gut schlafen , und am nächsten Tag wie geplant von Klingenmünster beim Pfalzklinikum aus starten. Es hat sich eine rituelle, unbedingt zum Wandern gehörende Startroutine entwickelt: Stöcke ausfahren, Garmin starten, Hut aufsetzen, etwas trinken, Selfie machen.
Nach dem Gelände der schönen alten Klinik folgt eine kürzere Passage auf einer Schotterpiste, nach der Überquerung einer Landstraße kommen dann nur noch solche Pfade:

Nicht zu breit, weicher Untergrund, auch mit rund 12-13 kg (inkl. Wasser) Rucksackgewicht gut zu gehen – ideal
Es geht aufwärts, und ich komme wie überhaupt an allen Tagen dieser Tour ordentlich in’s Schwitzen. Das Schöne ist, dass ich während solcher Pausen wie hier…
…trotzdem wegen der sehr (!) sommerlichen Temperaturen ganz sicher nicht auskühle.
Den schon auf der Karte erkennbar steilen Weg hoch zur Madenburg (und zur Madenburgschänke) spare ich mir angesichts des Rucksackgewichts und der Hitze, und gehe stattdessen lieber um den Hügel herum durch schattigen Wald.
Bevor ich bald darauf den Wald verlasse und mich der Weg in die Weinhänge kurz vor Leinsweiler führt, halte ich etwas abseits vom Weg Siesta und lege mich für ein knappes Stündchen in die Hängematte. Dann geht’s runter in den Ort, und dort kehre ich richtig gut ein und genieße Schweizer Rösti mit Mozzarella überbacken und Cherrytomaten plus Basilikum belegt (daher Rösti Caprese):
Dieses Päuschen in einem alten, geschichtsträchtigen Gemäuer – es war über Jahrhunderte eine Zehntscheune – werde ich sehr lange in sehr guter Erinnerung behalten.
Zum Abschluss fülle ich meine Flaschen – 2 Faltflaschen (0,9 und 0,5 Liter) und 1 PET-Flasche mit 0,75 Liter – am Brunnen auf.
Dann reiße ich mich los, weiter geht’s.
Mein nächstes Ziel ist der Friedhof, denn auf Friedhöfen gibt es immer Wasser, und ich will mich dort ein bisschen waschen, bevor ich auf den Trekkingplatz für die erste Übernachtung im Wald gehe. Gesagt, getan, ich spüle Gesicht, Hände, Achseln und Füße ab und genieße das kühle Wasser. Dann will ich weiter, und stelle fest, dass ich meine Stöcke vergessen habe. Also muss ich nochmals zurück zum Swiss house, wo mir der Wirt schon im Hof mit den Stöcken entgegen kommt; dann gehe ich durch den Ort und hole mir in einem Café ein Stück Kuchen als Frühstück für den nächsten Tag. Es folgt eine Abkürzung durch das angrenzende Feriendorf und über einen nicht markierten Weg voller Holzresten nach Forstarbeiten, der mich ein bisschen aufhält,
bis ich wieder auf dem Track bin.
Dann ist es nicht mehr weit bis zum Startpunkt des Zubringerwegs zum Trekkingcamp Nr. 3 Leinsweiler, wo ich gegen 19:00 ankomme. Vor mir ist bereits ein Pärchen eingetroffen, das Zelt steht schon. Ich suche eine Weile nach einem Plätzchen und entscheide mich für dieses hier:
Es folgt der Aufbau meines Dendronaut-Rundum-Sorglos-Pakets (Hängematte Koma plus Tarp als gesonderte Anfertigung, mit modifizierten Sleeves aus Mesh – ich habe an beiden Teilen ein Stück eigenen Moskitonetzstoff (leider in einer anderen Farbe) zur Verlängerung angenäht, damit sie für das lange Tarp reichen). Das Tarp brauche ich zum Glück nicht, um Regen und/oder Wind abzuhalten, sondern nur als Sichtschutz und vielleicht, um die morgendliche Sonne etwas zu dämpfen.
Das Pärchen hat ein qualmendes Feuer gemacht, ich setze mich am Feuerplatz dazu, aber als der Wind ständig dreht und den Qualm immer genau dorthin weht, wo ich mich gerade niedergelassen habe, gebe ich auf, genieße das mitgebrachte kleine Bier und das Brot, das mir der Wirt mitgegeben hatte, sitzend in der Hängematte. Allmählich dämmert es, und im letzten Licht kommen noch 2 junge Männer, die sich nun mit dem Aufbau beeilen müssen. Ich gehe um 22:00 in mein Schwebebett und schlafe bald mit Grillgeruch in der Nase ein. Ich wache zwar ein paar Mal auf, wenn ich mich in der Hängematte umdrehe oder die Position wechseln will, aber ansonsten schlafe ich gut und fest.
Am nächsten Morgen folgt das wichtige Kaffee-Koch-Ritual. Ich habe dieses Mal nicht den Holzvergaser dabei, sondern einen Hobo – den Hexagon von Vargo, der im modifizierten Zustand mit zusätzlichen Löchern besser zieht (vorher wirklich nur sehr schlecht)-, der aber jetzt „nur“ als Windschutz und Topfständer für den Spirituskocher dient. Die Überlegung war, dass ich den Hexagon als Back-up immer noch als Hobo nutzen und mit Holz befeuern könnte, wenn der Sprit nicht reichen sollte. Außerdem ist der Vargo schön flach und leicht, und muss als Falthobo im Gegensatz zur Bushbox auch nicht erst zusammengesteckt werden (dies reduziert auch das Risiko, sich überall mit Ruß einzusauen).
- Zutaten für den wichtigen Kaffee
- Und hier kommt gleich der Genuss
Dazu gibt’s den mitgebrachten russischen Zupfkuchen, den allerdings auch ein paar Ameisen in seinem Aufbewahrungsort in einer Astgabel entdeckt haben. Ich puste sie runter und hoffe, dass sie nicht zuviel Pipi auf mein Frühstück gemacht haben. Alles zusammen von dieser Position aus…
…zu frühstücken, ist genau das, was ich mir so von dieser Tour erträumt habe.
Einer der beiden zuletzt eingetroffenen Typen kommt, um sich mein Setup anzusehen, aber ich finde, er zeigt sich nach meinen vielen begeisterten Erklärungen nicht angemessen beeindruckt. Wahrscheinlich konnte er aus der Entfernung nur nicht erkennen, was es mit dem relativ hoch abgespannten Tarp auf sich hat und war neugierig. Schließlich packe ich alles zusammen und brauche sehr lange, bis alles wieder in seine Tüten und Beutel verteilt und reingestopft ist und mache mich wieder auf den Weg.
Für den 2. Tag steht die Wanderung nach Annweiler an, mit der Möglichkeit, sich 2 Burgruinen (Scharfenberg (auch „Münz“ genannt) und Anebos) und die zum großen Teil wiederhergestellte Burg Trifels anzusehen; die 3 Burgen sind auf benachbarten Gipfeln gebaut worden und haben nur jeweils einen Abstand von rund 500m Luftlinie zueinander. Da ich erst spät losgekommen bin, verzichte auf den Anstieg (auch wegen der 12 kg und erneuten Hitze) und mache wieder eine wunderbare Einkehrung auf der Terrassse des Gasthofs / Hotels im Tal zwischen Anebos und Trifels. Auch hier kann ich wieder sehr genießen, und bin froh, keine Gewaltmärsche vor mir zu haben.
Hier kann ich dann auch deutlich sehen, warum diese Ecke nicht nur für Wanderer, sondern auch für Kletterer interessant ist
Das Wetter ist und bleibt stabil und hochsommerlich, ich schlendere und lasse Wetter, Wege, Bäume und interessante Wolkenfomationen auf mich wirken – luxuriöse Wellness pur.
Am Nachmittag erreiche ich die Ausläufer von Annweiler und gehe zu meinem Hotel in Bindersbach. Das schöne, alte Gebäude sieht sehr nach einer feudalen Vergangenheit aus, die Zimmer – zumindest meines – würde ich allerdings nicht genauso beschreiben. Momentan wird drinnen gerade renoviert.
Am nächsten Tag – nun Dienstag, 13.06.17 – gehe ich durch Annweiler, das ein sehr hübscher Erholungsort ohne zu große Bausünden ist. Um den vorgesehenen steilen Anstieg zum Turnerheim zu umgehen, will ich seitlich am Hang bleiben und auf anderem Weg die Bundesstraße überqueren, um später wieder auf den vorgesehenen Track zu stoßen. Dieses Mal klappt mein Plan überhaupt nicht, ich komme nicht über die Böschung an der Bundesstraße, zusätzlich kann ich auch den Wildschutzzaun nicht überwinden und muss daher zurück. Es geht im Übrigen durch abwechslungsreichen Wald und bleibt auch so, bis ich Gräfenhausen erreiche. Unterwegs kann ich mich auch sehr schön mit Wasser versorgen.
Gräfenhausen ist ebenfalls ein hübscher, kleinerer Ort, an dessen Rand ich an einen schönen Rastplatz viele Informationen zu einem Weideprojekt mit Rindern, Ziegen und Eseln finde, das auf natürliche Weise der Verbuschung rund um einen der Hügel entgegenwirken soll; mit ähnlicher Technik ist ja sogar die ganze Kulturlandschaft der Lüneburger Heide entstanden.
Dann geht es mal wieder hoch – die Orte liegen ja immer im Tal – und kurz nach der höchsten Stelle treffe ich auf die Eselstränke, ebenfalls ein Quelle, an der früher nachgewiesenermaßen die als Lasttiere genutzten Esel trinken durften. Später lerne ich, dass auch die Mönche aus dem Kloster in Eußerthal regelmäßig mit ihren Eseln diesen Weg zur Burg Trifels nahmen, um dort die Reichsinsignien zu bewachen. Die Quelle wurde 2003 hübsch eingefasst, seitdem hat sich Farn und ein bezauberndes kleines Blümchen angesiedelt. Ein wahrhaft magischer Ort ist dies geworden, finde ich. Ich nutze ihn aber auch ganz pragmatisch dafür, Schweiß abzuwaschen, Insektenspray neu aufzutragen (dieses musste wirklich zeigen, was es kann) und alle Wasserflaschen aufzufüllen.
Dann dauert es nicht lange, bis mich der Weg auf die ausgedehnten Wiesen mit Obstbäumen an der Südostseite von Eußerthal führt. Leider bin ich nicht schnell genug, um den jungen Fuchs zu fotografieren, der plötzlich am Wegrand auftaucht, und wieder im dichten Gras verschwindet.
Aber schön ist es hier oben…
Der Ort selbst allerdings wirkt auf mich ziemlich tot. Den Bäcker finde ich weder an der von google Maps angegebenen Stelle noch dort, wo ihn der zusammen mit den Tracks heruntergeladene Wegpunkt verortet. Auch das Hotel/Gasthof/Restaurant Birkenthaler Hof , das sich genau dort befindet, wo der Zuweg zum Trekkingplatz beginnt, hat geschlossen (nur geöffnet von Fr. – So). Ich muss also mit dem auskommen, was ich dabei habe.
Der Zuweg ist am Ende eines Wandertages – erst Recht bei solcher Hitze – eine echte Herausforderung. Ich verstehe ja, dass die Trekkingplätze abgelegen sein sollen, aber 2,1 km mit 250 Höhenmeter, die sich auf ziemlich steile rund 1,6 km verteilen, sind dafür doch nicht unbedingt erforderlich, finde ich. Unterwegs muss ich oft anhalten, habe dabei aber Gelegenheit, auch ein Mäuschen – wie es sie hier sehr, sehr oft gibt – zu fotografieren.
Oben auf dem Platz angekommen, bin ich noch allein. Ich suche mir 2 Bäume weiter weg von Feuerstelle und Klohaus mit guter Sicht zum Tal hin. Die Stelle ist recht abschüssig und ich will die Hängematte quer zum Hang hängen; es hat sich aber als Nachteil erwiesen, wenn man das Tarp auf der Seite zum Tal hin nicht sehr hoch abspannen kann, denn die Hängematte stößt dann gern dagegen. Zum Schluss benutze ich nur einen gemeinsamen Baum für Matte und Tarp, und spanne das Tarp dann an der anderen Seite an einen zum Glück recht gut passend stehenden Baum etwas weiter unten und bin zufrieden.
Das Ganze dauert ziemlich lange, ist aber trotzdem nicht so wichtig, denn es bleibt ja zu dieser Jahreszeit fast maximal lange hell. Als der Schlafplatz endlich ganz fertig ist, gehe ich zur Feuerstelle und mache mir „Nudeln primavera“ oder so ähnlich, ein Trekkingnahrungsbeutel, den man nur mit kochendem Wasser aufgießen und das Essen darin 8 Minuten ziehen lassen muss. Es schmeckt gar nicht mal verkehrt. Ich telefoniere noch mit Kai, und allmählich wird es dunkel. Immer noch bin ich allein, und auch, als ich wiederum so gegen 22:00 dann wirklich im Finsteren in’s Bett gehe, bin ich es noch. Ein bisschen unheimlich ist es, hält mich aber nicht vom Schlafen ab; ich stopfe mir die Ohren zu und schließe so alles beunruhigende Rascheln und Knacken aus.
Am nächsten Morgen scheint wieder die Sonne, und erneut kommt das heilige Frühstücksritual.
Sehr bald entdecke ich seltsame Löcher an einer Taschentuchpackung , dann auch an den Hüfttaschen des nagelneuen Rucksacks, an seiner Front und vor allem an meinem Maskottchen „Gloria“, die Nilpferddame aus dem Film Madagaskar, die mich bei allen Touren seit 2009 begleitet. Das war kein Dornengestrüpp – das waren Mäuse, auf der Suche nach Nahrung und vor allem Nistmaterial. Gloria’s linke Hand ist nun amputiert, einen halben Fuß hat sie verloren und sie hat ein Loch auf ihrem großen Po. Ich bringe es nicht über’s Herz, sie wegzuwerfen, ich werde versuchen, sie so weit wie möglich zu reparieren.
Ich muss mit dem Wasser sehr haushalten, denn ich hatte ungeplant 450 ml für das Abendessen gebraucht, und es ist auch kein Rinnsal mit Wasser zum Waschen wie in Leinsweiler da. Trotzdem reicht es so gerade eben (0,9 + 0,5 + 0,75 = 2,15 Liter). Dann mache ich mich wieder auf den Weg, heute will ich nach Ramberg wieder in ein Hotel. Zunächst kommt wieder der recht steile Abstieg, und auch heute macht Eußerthal einen ziemlich unbelebten Eindruck; ein weiteres Schild am Straßenrund kündigt das Café Stusel (o.ä.) in einer Nebenstraße mit 50m Entfernung an, und ich gehe hoffnungsvoll hin. Dieses Café hat aber nur jeden 1 und 3. Sonntag im Monat geöffnet. Liebe Cafébesitzer, könnt Ihr das nicht gleich auf das Schild an der Straße schreiben, damit die Gäste sich nicht erst vor Ort die Nase stoßen müssen?
Etwas später macht mich eine einheimische Dame auf einen Brunnen aufmerksam, der mitten im Ort ist und Trinkwasser führen soll (Gegenüber der Einmündung von der „Hauptstraße“ in die „Haingeraidestraße“). Ich glaube ihr natürlich und fülle alles wieder auf; sie hat Recht, das Wasser ist gut und man muss sich nicht wie in der Beschreibung zum Trekkingplatz angegeben erst ein ganzes Stück außerhalb des Ortes an der Landstraße an einer anderen Quelle versorgen.
Mit genügend Wasser komme ich auch ohne Café klar. Der Weg ist und bleibt schön; und heute kann ich ihn auch fast beliebig verkürzen oder verlängern. Ich entscheide mich für eine mittlere Variante. Kurz vor Ramberg – ich mache gerade Pause auf einer Bank – kommt mir ein anderer Wanderer entgegen. Das große Gepäck outet ihn natürlich sofort ebenfalls als Trekkingplatzbenutzer, und wir kommen in’s Gespräch. Der Platz Modenbacher Hof hat ihn nicht so sehr begeistert, es wäre für mich vielleicht eine interessante Information für ein nächstes Mal. Er steuert den Trekkingplatz Nr. 5 Eußerthal an, wo ich gerade herkomme.Ich berichte ihm daher von dem Brunnen direkt im Ort, der praktisch keinen Umweg bedeutet.
Anders als ich übernachtet er zwischendurch aber nicht in Hotels und dies bringt Probleme für alle Geräte mit sich, die gern mal zwischendurch aufgeladen werden möchten (selbst die als Reserve mitgebrachten Powerbanks). Auch eine richtige Dusche wäre natürlich gelegentlich mal ganz willkommen. Ich bin mit meiner Planung also ganz zufrieden, auch wenn es natürlich kein reines Trekking ist.
In Ramberg selbst finde ich das schöne Hotel sehr schnell und dusche ausgiebig, wasche Strümpfe, durchgeschwitzte Hemden usw. und esse dann wieder sehr lecker – es ist schwer zu übersehen, ich komme von einem Genuss zum nächsten.
Am nächsten Morgen, Do., 15.06.17 muss ich dann umdisponieren, und zwar schnell. Für den Abend ist nach der langen Reihe schöner, heißer Tage ein Gewitter angekündigt. Mein ursprünglicher Plan war, auf dem Platz oben auf der Kalmit zu übernachten. Da dieser aber ausgebucht war, lautet Plan B, von Ramberg aus Richtung Rheinebene zur Bahn – Station Edesheim – zu gehen und dann bis Frankenstein weiter im Norden zu fahren, um den dortigen Trekkingplatz Nr. 13 anzusteuern. Aber auch Plan B erscheint mir nun etwas heikel, denn eine Übernachtung draußen im Wald während eines Gewitters möchte ich doch vermeiden. Bei der Planung dieser Tour ist mir erst spät aufgefallen, dass in dieser Woche Fronleichnam liegt, in Rheinland-Pfalz ein Feiertag, den es hier im evangelischen Norden (leider) nicht gibt. Das erschwert nun plötzlich die Suche nach einem freien Zimmer, weil viele Leute zu einem verlängerten Wochenende unterwegs und viele Hotels fast ausgebucht sind. Aber endlich gelingt es mir doch, ein sündteures Zimmer gleich für 2 Nächte direkt in Annweiler zu buchen. Ich mache mich nun auf den Weg, der vom Garmin geroutet ist und schaue mal, was so auf mich zukommt. Zunächst ist es Dernbach, ein Dörfchen, das direkt im nahen Elsaß sein könnte. Der Wandernavi schickt mich erst auf Wege, die für Fahrradfahrer recht interessant sein dürften, aber ok und nicht zu steil sind.
Heute wird es so heiß, dass ich das Gefühl habe, in meinem Schweiß auf den Wegen dahin zu schwimmen. Irgendwann geht es in einen Wald mit noch leicht matschigem Boden und viel Unterholzgestrüpp. Ich schätze, es dürfte ständig eine 3-stellige Anzahl Fliegeviecher um mich herum sein. Als ich aus dem Wald heraus in die Sonne komme, ist es sofort besser, und ich verbringe eine nette Pause in einem sehr hübsch angelegten Rastplatz. Etwas später – dann schon kurz vor Annweiler – schiebe ich noch ein weiteres Päuschen in der Hängematte ein.
Als ich dort wieder herauskomme, sehe ich die inzwischen aufgetürmten Wolken, packe ein und mache, dass ich weiter komme. Ein – noch fernes – Grummeln macht deutlich, dass sich die Wetterprognose nicht irrt. Als ich im Hotel aufschlage, ist bereits der ganz Himmel bedeckt, und es grummelt lauter. Ich habe das Gefühl, das Richtige gemacht zu haben und dusche erst einmal sehr ausführlich. Danach hat sich das Gewitter aber schon wieder verzogen, und ich hätte also vermutlich doch auf dem Trekkingplatz übernachten können. Schade – aber nun nicht mehr zu ändern. Ich hole mir einen vegetarischen Döner und gefüllte Weinblattröllchen beim hiesigen türkischen Imbiss und genieße mein fürstliches Zimmer. Annweiler hatte ich mir als Übernachtungsort ausgesucht, weil ich von dort gut am nächsten Tag eine Rundtour gehen und die bisher verschmähten Burgen / Ruinen doch noch ansehen kann, dann sogar nur mit leichtem Tagesgepäck.
Genau das tue ich dann auch am Freitag, 16.06.17 und staune über die schönen Rundum-Blicke.
Auch kehre ich nochmals an derselben Stelle wie am Montag ein (wo es Mango mit Käse gab), aber es ist viel zu voll und zu laut; die Ausstellung auf Burg Trifels allerdings finde ich sehr interessant und ich sehe mir das meiste auch genauer an. Hier die Reichsinsignien bzw. die Nachbildungen davon (die Originale werden in Wien aufbewahrt):
Als ich wieder herauskomme, macht sich bereits der Schatten der bevor stehenden Rückreise und des Urlaubsendes bemerkbar. Es ist nicht mehr weit in den Ort, und ich mache wie am vergangenen Dienstag noch einmal Halt am Weiher im Kurpark. Zu meiner bedrückten Stimmung passt es, dass ich den Schwan wieder sehe, wie er ganz allein und traurig wirkend auf dem Weiher schwimmt. Ich sehe nach, und tatsächlich finde ich einen Zeitungsbericht „Die Rheinpfalz“ vom 11.06.17, also von Sonntag 5 Tage vorher (Link zum Bericht):
Annweiler: Hamburger Alsterschwänin Anni tot

Hier waren sie noch vereint: die Hamburger Alsterschwäne, die der Stadt Annweiler geschenkt wurden. Nun muss Willi alleine seine Bahnen ziehen. Foto: van
Erst in der vergangenen Woche hatten RHEINPFALZ-Leser dem Hamburger Alsterschwanen-Paar, das im Annweilerer Schwanenweiher ein neues Zuhause gefunden hat, Namen verliehen. Jetzt ist Schwänin Anni tot. Stadtbürgermeister Thomas Wollenweber hat sie am Freitagabend leblos im Wasser gefunden, den Kopf im Wasser hängend. Es gebe keine Anzeichen für äußerliche Verletzungen, berichtet er. Wenige Stunden zuvor sei sie noch quicklebendig gewesen. Deswegen will er in der kommenden Woche eine ärztliche Untersuchung veranlassen, um die Todesursache zu ermitteln. Ihr Partner Willi muss nun alleine seine Kreise ziehen. Am Montag wird der Bauhof die Umzäunung um den Weiher entfernen, damit er den Kurpark erkunden kann. |höj
Ich bin nicht sicher, aber hoffe, dass der Schwan vielleicht später neue Gesellschaft bekommt und akzeptiert.
Ich hole mir an diesem Abend leckeren Flammkuchen, packe später alles schon ziemlich weit wieder ein und kann zurückblicken auf 6 wundervolle Wandertage voller Wärme und Sonne, Anstrengung und Erholung – und voller Genuss.