Am 13.09.17, nach dem zweiten Wandertag mit den Eseln, haben wir es von Zenting aus mit rund 30km nicht sehr weit in unser immer wieder besuchtes Feriendorf bei Regen. Von dort aus unternehmen wir diverse Wandertouren, besuchen die Glasmanufakturen, Schloss Egg und Kloster Metten.
Dieses Jahr will ich unbedingt nach etlichen Jahren wieder einmal über die Schachten wandern, also über die ehemaligen Hochweiden – Almen -, die es auch im Bayerischen Wald seit Ende des 16. Jahrhunderts gab, deren Betrieb aber spätestens in den 1960er-Jahren eingestellt wurde. Für diese Tour parken wir das Auto in der Nähe der Trinkwassertalsperre Frauenau, und wandern am Südufer des Stausees entlang, dann stetig bergauf bis zum ersten Schachten, dem verlorenen Schachten, auf dem es eine einfache Hütte mit Brunnen und Lagerfeuerplatz gibt.
Auch das eine oder andere Bierchen wurde hier schon getrunken:
Eine wirkliche Alm mit Milchwirtschaft und Käserei wurde allerdings nur auf dem zweiten Schachten, eben der „Alm“, betrieben. Auf den übrigen wurden nicht Milchkühe, sondern Jungrinder den Sommer über gehalten.
Es ist eine großartige, raue Landschaft dort oben, und auf den Freiflächen stehen echte Baumveteranen – Bergahorn wohl überwiegend. Diese Baumpersönlichkeiten wurden als kleine Bäumchen immer wieder abgefressen, haben Stürme, eisige Kälte, Schneemassen und Gewitter überlebt und leben nach Jahrhunderten immer noch.
Nach der Alm kommt als nächstes der Hochschachten, danach machen wir einen Abstecher zum Latschensee
und gehen dann auf Bohlenstegen weiter über’s Moor bis zum Kohlschachten.
Von dort soll es zurückgehen, und wir müssen uns etwas beeilen, denn die Strecke ist länger und wir sind langsamer als gedacht.
Wir sind froh, einen Wandernavi dabei zu haben, um die Strecke auf etwas anderem Weg als geplant abkürzen zu können. Zunächst klappt auch alles, und der von der Forstautobahn abzweigende Weg funktioniert wie gehofft. Dann aber stoßen wir statt auf den eingezeichneten breiten Weg nur auf eine geröllübersäte Schneise, der wir folgen müssten, und dies auch noch gleich verbunden mit der Überquerung eines Bachs in einem engen, abschüssigen Bett. Ich habe es später nachgesehen, auch auf anderen Karten ist die Schneise wie ein breiter Forstweg eingezeichnet; ich kann es mir nur so erklären, dass die Karten möglicherweise nach Bildflügen entstanden sind, und von oben könnte diese unwegsame Schneise wirklich wie ein bequemer Weg ausssehen, breit genug sogar für Fahrzeuge. Mittlerweile wird es mit dem Tageslicht knapp…wir gehen zurück, zu einem anderen Zubringer, und hoffen, dass dieser uns etwas weiter bergab nicht mehr auf die Schneise, sondern auf einen ordentlichen Weg führt. Dem ist aber nicht so, und nun müssen wir in der Dämmerung über Geröll und umgestürzte Bäume klettern. Die selbst geschnitzten Stöcke erweisen sich dabei als absolut notwendig. Ich ertappe mich bei der Überlegung, wie wir hier irgendwo notfalls im Freien übernachten können, falls wir in der Dunkelheit keinen gefahrlosen Weg zurück zum Auto mehr finden. Aber schließlich erreichen wir nach endlos scheinender Zeit den schon bereits bekannten Hinweg und wissen, dass nun erst einmal keine Herausforderungen auf dem Weg selbst bevor stehen. Mittlerweile ist es nun wirklich dunkel, und über uns erscheint der ganz wolkenlose Sternenhimmel mit einem wunderschönen Mond. Es wird kalt, aber da wir uns beeilen, frieren wir nicht. Schließlich erreichen wir wieder den Stausee und beschließen, auf dem asphaltierten Sträßchen am Nordufer zurückzugehen, denn das Südufer mit seinem wurzeligen Pfad wäre im Dunkeln nicht das Richtige. Ich habe längst meine Stirnlampe aufgesetzt, sie bringt allerdings viel weniger Licht als die Taschenlampen der Handys. An der östlichen Schmalseite des Stausees hören wir in der Dunkelheit plötzlich Tiere vor uns in den Wald flüchten, sehen können wir aber nichts. Ein paar Meter weiter riecht es plötzlich sehr deutlich nach Schwein, und wieder sehen wir nichts – die Wildschweine könnten vor uns, seitlich, oder sogar schräg hinter uns sein. Wir machen ordentlich Lärm und gehen eilig weiter. Das fehlte noch, dass ein aufgescheuchter Keiler sich von uns bedroht fühlt und angreift….aber es passiert nichts, und schließlich erreichen wir mit einem Umweg (weil wir auf dem Sträßchen bleiben wollen) endlich, endlich um 21:00h und damit 2 Stunden nach Beginn der Dämmerung das Auto. Dies war erst einmal genug Abenteuer und auch eine Lehre, dass man sich a) über die Länge des Wegs besser im Klaren sein sollte und b) dass an der alten Wandererweisheit über den zweifelhaften Sinn von Abkürzungen viel dran ist. Aber schön war die Tour trotzdem…
Auch die übrigen Touren sind wie so oft im Bayerischen Wald schön, jede auf ihre Weise.
Ein wunderbares Erlebnis wie immer war die Wanderung über die Filzmoose, die einfach jedes Mal zum Programm gehören muss.
Auch noch ziemlich am Anfang des Urlaubs sind wir rund um Hermannsried und die Kapelle gewandert, ebenfalls eine nette, nicht zu lange Tour.
Sogar der Lusen, der uns oft mit Gewitter und garstigem Wetter weggebissen hatte, zeigt sich dieses Mal sehr freundlich. Und erstaunlicherweise habe ich viel weniger Schwierigkeiten mit dem Blockmeer als irgendwann vor Jahren, als ich dort etliche Meter auf allen vieren klettern musste.
Neu war die Wanderung von Spiegelau aus durch das Steinbachtal, an einem Sonntag allerdings zu voll.
Alte Bekannte sind dagegen die Wanderung über die Einödhöfe bei Lam, und die Tour bei Hermannsried über den wunderschönen Ausblick bei Oberbreitenau mit gemütlicher Einkehrmöglichkeit im Landshuter Haus.
Auch eine Tour allein gehe ich, bei mildem Septemberwetter auf dem Pandurensteig, von Arnetsried (westlich von Regen) wieder zurück zum Ferienhaus.
Diese Tour ist wirklich hübsch, und ich kann mich sogar unterwegs versorgen und 2 Pausen in der Hängematte, einmal sitzenderweise, einmal mit solidem Dösen einschieben.
Und außerdem waren wir auch nach einigen Jahren wieder im Tierfreigelände bei Spiegelau im Nationalpark.
In den 3 Wochen bilden sich liebgewonnene Gewohnheiten, wir lassen uns treiben, verschwenden die Tage aber auch nicht
und mit vielen Eindrücken oder guter Erholung kommen wir – wenn auch ziemlich ungern – wieder zurück.