09. und 10.05.18

Am Mittwoch, 09.05.18 geht es weiter von Kleinkems aus bis Schliengen. Noch ist das Wetter gut, erneut heiß und sonnig. Als ich mich vom Ort aus den recht steilen Pfad nach oben in die Weinhänge quäle – immerhin durch ein Waldstück, also im Schatten – sehe ich eine Katze weghuschen; möglicherweise ist dies eine echte Wildkatze, Farbe und der markant kurze, buschige Schwanz sprechen dafür.

Bald darauf bin ich wieder „in den Reben“, wie man hier sagt, bevor es weiter oben zur Abwechslung dann doch durch Felder und Wiesen geht, und hier nutze ich auch schon gleich den ersten Pausenplatz, den ich mir schattig improvisiere.

Am Horizont ist es schon zu sehen, es kommen Wolken auf, und noch etwas später kann ich Bedrohliches erkennen; weiter im Süden und Südosten rührt sich auch bereits Donner. Die Golfspieler auf dem Platz, an dessen Rand der Weg vorbeiführt, lassen sich davon wenig beeindrucken, während ich mich permanent nach Unterstellmöglichkeiten umsehe.

Als ich die hübsche Kapelle Maria auf dem Hügel erreiche, beschließe ich, dort zumindest abzuwarten, bis ich weiß, ob mich das Gewitter noch erreichen kann.

Es zeigt sich, dass das Gewitter parallel vorbei zieht und ich gerade eben nichts abbekomme.

Weiter gehtˋs durch Wiesen und Felder; insgesamt stehen heute ca. 14,5km auf dem Plan, und so bin ich relativ früh in Schliengen und kann die Zeit noch gut zum Einkaufen für das Abendessen nutzen.

In der Nacht kommt dann das Gewitter  auch hierher – oder schon wieder das nächste – bis Schliengen und darüber hinaus. Es hat deutlich niedrigere Temperaturen und beharrlichen Regen mitgebracht, und so starte ich an Himmelfahrt, 10.05.18 gut eingepackt im Dauerregen. Aber eigentlich finde ich es nicht schlimm, ich schwitze weniger und kann mir gut Zeit lassen, denn ich habe nur rund 10km bis Müllheim vor mir.

Es gibt auch Regenpausen, sodass ich die raschelnde Kapuze absetzen und die Vögel überall singen hören kann.

Kurz nach Auggen treffe ich in einer Schutzhütte auf eine Herrengesellschaft, die stilecht mit einem Pferdegespann angerückt ist und es sich bei einer ausführlichen Pause mit diversen Leckereien und Bier gemütlich gemacht hat.

Noch sind sie alle recht nüchtern, aber das wird wohl nicht ganz genauso bleiben.

Ich werde gebeten, ein paar Fotos zu machen, bekomme ein leckeres kleines Tannenzäpfle-Bier, und bald, nachdem ich über mein woher und wohin berichtet habe, mache ich mich wieder auf den Weg. Bis Müllheim ist es nicht mehr so weit, und als in dem Städtchen eintreffe, kann ich trotz der widrigen Bedingungen sehen, dass es wirklich hübsch ist. Zum Schluss der Etappe wird der Regen nochmals stärker, aber mir ist es herrlich egal, denn bald erreiche ich mein Hotel. Gegen Abend klart es auf, und die Prognose zumindest für die kommenden beiden Tage sieht gut aus. Aus den Schlagzeilen lese ich allerdings, dass in Hamburgs Osten katastrophale Regengüsse ein ganzes Mehrfamilienhaus so unterspült haben, dass es evakuiert werden musste – ganz zu schweigen von den strömenden Wasserfluten auf den Straßen. Zum Glück war das ein lokal sehr begrenztes Phänomen.