Samstag, 12.04.14
Zunächst ist alles wie geplant , sieht man von den unerwarteten kleinen Problemchen am Flughafen Hamburg ab (Pfefferspraydöschen in den Tiefen der Rucksäcke, offenbar gefährliche Profile der Wanderstiefel). Der Flug ist ansonsten unauffällig, auch die Fahrt mit dem Taxi vom Flughafen in das Zentrum von Antalya. Mit dem dort reservierten Hotel können wir sehr zufrieden sein: klein, mitten in der hübschen Altstadt, mit einem schönen Innenhof und netten Zimmern. Auch das Frühstück am nächsten Morgen ist ausgesprochen vielfältig und lecker.
Am Abend ist noch ein schöner Bummel durch den malerischen Hafen drin, außerdem holen wir die im outdoor-Laden (http://www.tibetoutdoor.com/index.php) reservierte Gaskartusche ab und gehen lecker essen, direkt an der hier felsigen Küste mit Blick auf das abendliche Meer.
Sonntag, 13.04.14
Am nächsten Morgen geht es zum Otogar (= Busbahnhof, ZOB) von Antalya, um von dort mit dem Überlandbus nach Kaş zu fahren. Der Weg von der Altstadt Kale içi im Zentrum zum Busbahnhof im Nordwesten ist eigentlich mit der neuen Straßenbahn Antray geplant, die aber gar nicht fährt – sodass wir erst einmal einen passenden Dolmuş finden müssen und erst um 11:00 Uhr mit dem Bus weiterfahren können. Die Fahrt ist dann aber schon für sich ganz interessant, wir können viel von der Landschaft und der Küste sehen, die uns später auf dem Weg begleiten sollen. Und im Prinzip ist sie komfortabler als ein Flug mit einem kleinen Bildschirm und Kopfhörern an jedem Platz und diversen Päuschen.
Ursprünglich ist geplant, von Kaş aus am Nachmittag noch weiter in die Berge (mit dem Taxi) zu fahren, um dann in der Nähe des Dorfs Gökçeören zum Übernachten direkt beim Lykischen Weg wild zu zelten. Wir entscheiden uns aber um – zumal teilweise recht dunkelgraue Wolken über den Bergen hängen – und bleiben in dem sehr netten Städtchen Kaş auf dem Campingplatz am westlichen Ortsende. Inzwischen kann ich das heisere, kratzige Gefühl im Hals nicht mehr einfach ignorieren, so dass ich als einzige nicht mein schönes neues luftiges Zelt aufbauen will, sondern mich lieber in einem soliden Holzbungalow (die luxuriöse Variante mit eigenem Bad) ausbreite.
Montag, 14.04.14 – Mittwoch, 16.04.14
Am nächsten Morgen ist dann leider klar: Ich würde zumindest beim 1. Teil der Wanderung nicht dabei sein. Die Erkältung ist unleugbar da, es ist nur noch unklar, welche Ausmaße sie annehmen wird. Rose und Regina brechen ohne mich auf, um erst einmal wie geplant zu wandern: von Gökçeören aus bis zu einem Platz unter einer Platane zum Wildcampen, dann am nächsten Tag über die antiken Reste der Stadt Phellos zum Kaş-Art-Camp und am dritten Tag wieder in einem Bogen nach Kaş zurück. Für mich ist das eine schwierige Entscheidung: Endlich, endlich soll es losgehen; aber ausgerechnet dann – von allen möglichen Zeitpunkten genau zu diesem – macht mir ein verdammter Infekt einen Strich durch die Rechnung. Ich kann gar nicht sagen, WIE frustrierend das ist. Also suchen wir zusammen für mich eine Unterkunft (wo ich wenigstens Frühstück bekomme), ich richte mich dort ein und lese aus dem dortigen Bücherregal „Zwei ungleiche Schwestern“ von Gaby von Schönthan – spannendes gehobenes Groschenromanniveau, man muss nicht viel an geistiger Anstrengung investieren – in einem durch.
Rose und Regina haben am Mittwoch natürlich eine Menge zu erzählen. Es war schön, abwechslungsreich und auch anstrengend gewesen, und nachts tatsächlich ganz schön kalt. Reginas Thermometer zeigte beim Aufstehen 7°C, d.h. die Tiefsttemperatur muss bei der 1. Übernachtung im Zelt nur so etwa 4°C gewesen sein. Interessant war wohl auch die Übernachtung im Kaş-Art-Camp, für das sich eine vorherige Anmeldung gelohnt hätte, damit das sehr nette Inhaberpaar auch da ist, um die Gäste in Empfang nehmen zu können. So mussten Regina und Rose warten, bis ein Nachbar die Inhaber per Handy erreichen konnte. Dann hat aber wohl alles geklappt, und es war auch hier in der Nacht kühl (keine Heizung) und still, Abendbrot und Frühstück bestens improvisiert und sehr lecker.
Donnerstag, 17.04.14
Am Donnerstag bleiben wir entgegen der ursprünglichen Planung noch in Kaş, das wirklich ein sehenswertes Städtchen ohne Massenrummel und Riesenhotels ist; Regina und ich probieren meine Wanderfähigkeit aus, es stellt sich aber schnell heraus, dass es damit nicht weit her ist. Es wird mir schnell zu viel und zu anstrengend. Erst Recht in der Mittagssonne mit einem heißen, roten Kopf zu wandern wird mit Gepäck sicher nicht gut möglich sein – ganz zu schweigen von den zu erwartenden Höhenmetern. Wir überlegen aber, ob es nicht eine gute Alternative sein könnte, gleich nach Adrasan zu fahren und von dort aus Tagestouren zu unternehmen (wir sind ohnehin schon etwas in Verzug und wollten am Donnerstag eigentlich Kaş schon verlassen haben).
Inzwischen sehne ich mich nur noch nach meinem Bettchen, und so paradox es klingt: Genau das macht den Frust erträglicher. Zurück in Kaş gehe ich direkt zu einer Ärztin, während Regina wartet, und es dauert nicht lange, bis ich an der Reihe bin. In der Praxis ist es nett, heimelig und chaotisch zugleich: Auf einem Glastisch einträchtig Papiere und Wattetupfer im Glas, in der Ecke eine große Gasflasche, der Schreibtisch papierüberfüllt, dazwischen medizinische Fachliteratur und das Telefon, eine Stellwand mitten im Raum, eine Liege mit einem Handtuch darauf und an der Wand ein schönes großes Poster mit der Darstellung des menschlichen Harnsystems. Die junge Ärztin untersucht und befragt mich und nimmt Blut ab. Am Abend um 19:00 soll ich wieder kommen, dann sollen die Ergebnisse der Blutprobe vorliegen.
Eine halbe Stunde vor meinem Termin treffen wir uns zum gemeinsamen Essengehen und suchen uns eines der vielen netten Restaurants in Hafennähe aus. Von dort gehe ich zur Ärztin und will danach wieder zum Essen zu den beiden stoßen. Vor der Praxis steht allerdings eine Ambulanz mit Blaulicht, es gibt einen Notfall mit einem Patienten, den die Ärztin noch in’s Krankenhaus begleitet. So dauert es doch eine ganze Zeit, bis sie sich mir widmen und mitteilen kann, dass ich mit Bronchitis und einer Nebenhöhlenentzündung nicht wandern gehen soll. Stattdessen bekomme ich ein Antibiotikum und ein Attest. Ach, super.
Als ich endlich in das Restaurant zurück komme, sind Regina und Rose natürlich schon fertig mit Essen. Während ich bei der Ärztin war, haben sie auch schon beschlossen, zu zweit so mit der Wanderung weiter zu machen, wie ich es für uns drei geplant hatte. Es soll also auch keine Tagestouren zu dritt geben. Da die beiden berichten, dass sie am Tag darauf ihren Bungalow auf dem Campingplatz räumen müssen, wollen sie am nächsten Morgen nach Karaöz fahren. Von dort soll es mit der nächsten Wanderung zum Cap Gelidonya gehen. Dies soll eine der schönsten Stellen des ganzen Weges sein. In der Nähe gibt es keinen Ort, nur den alten Leuchtturm und vereinzelte verlassene Häuser, also übernachtet man auch dort im Zelt, im 1.000-Sterne-Hotel. DAS hätte ich auch gern gesehen und getan. Aber ich kann sicher keine langen Strecken mit Gepäck gehen, und so trennen wir uns am Donnerstagabend, und ich muss mir überlegen, wie nun mein Plan B allein aussehen soll.