Nachdem der Wanderversuch in der Heide so gut verlaufen ist, fahre ich am 16.06.18 mit dem IC bis Köln (wie ein Bummelzug mit sehr vielen Haltestellen), aber immerhin ohne Umsteigen, sodass ich bei den auch hier wieder vorhandenen Verspätungen nicht um verpasste Anschlüsse bangen muss.
Mit der Regionalbahn geht es dann weiter bis Eitorf, dessen Größe ich falsch – zu klein – eingeschätzt habe. Ich kaufe noch etwas ein, und dann ist die Ferienwohnung schnell gefunden. Ich bin mit den 2 Zimmern auf über 50 m² und der Terrasse plus Rasenstück sehr zufrieden.
Am Sonntag, 17.06. fahre ich mit der S-Bahn bis Schladern, um dort einen der Erlebniswege Sieg zu erkunden; mit 8,1km Rundwanderung keine zu große Herausforderung. Am Anfang geht es so mittelinteressant durch den Ort und dessen Ausläufer, bevor es auf einen Höhenzug hinauf geht, und von dort zur Burgruine Windeck. Ich nutze das Angebot, mit dem Handy eine nett gemachte Bandansage anzuhören, wobei ein fiktiver „Edler“ des Mittelalters die Burganlage erklärt.
Danach geht es runter zum Ort Altwindeck; der Weg führt direkt am Museumsdorf vorbei, das aber erst in einer Stunde öffnen wird. Also kehre ich erst einmal ein und fühle mich gemütlich unter einer Linde sitzend gut aufgehoben.
Dann gehe ich in das Heimatmuseumsdorf und bin mehr als 1 1/2
Stunden mit den liebevoll zusammengetragenen Exponaten und den originalgetreu wieder aufgebauten Häusern einschließlich der besonderen Göpelmühle beschäftigt. Es gibt Ausstellungen zu allen möglichen Handwerksberufen (inklusive „Dentist“ mit einem schrecklich fies wirkenden Bohrer), ein Dorfschulklassenraum
und Zimmer mit Einrichtungen aus unterschiedlichsten Zeiten bis zu den 1970er Jahren. Hier mache ich dann auch die Erfahrung, dass es durchaus Gegenstände gibt, die ich noch in ganz normalem Gebrauch erlebt habe und die nun Museumsreife erlangt haben.
Beim Verlassen des Museums sage ich dem Herrn an der Kasse, dass mir die umfangreichen Ausstellungen Spaß gemacht haben, und wir kommen noch etwas in’s Gespräch. Er meint, möglicherweise sei dies die letzte Saison, die das Museum aus finanziellen Gründen überhaupt noch öffnen kann. Zuwendungen der öffentlichen Hand gibt es nicht, der Trägerverein ist auf Spenden und ehrenamtliche Mitarbeit angewiesen. Die Vereinsmitglieder und ehrenamtlichen Mitarbeiter haben einen Altersdurchschnitt von weit über siebzig. Mir tut es in der Seele weh, wenn ich an all das Engagement der Gründer denke. Manchmal frage ich mich schon, wofür öffentliches Geld da ist und wofür nicht. Ich finde es furchtbar schade, dass auf diese Weise das Wissen um die eigenen Wurzeln und die Geschichte unwiederbringlich verloren gehen. Ich verlasse bedrückt das Museum und brauche eine Weile, bis ich wieder meinen Tritt finde. Es geht wieder eine Anhöhe hinauf, und auf der anderen Seite überraschend steil mit Seilsicherung runter, direkt zur Sieg, die ich auf einer breiten Brücke überquere.
Dann geht es nach Dreisel, und um kurz nach 17:00 Uhr höre ich aus 2 Gärten lautstarkes Mini-Public-viewing, das mich noch mehrere Hundert Meter verfolgt. Zum Glück übertönen es die singenden Vögel ein bisschen. Die deutsche Fußballnationalmannschaft spielt in ihrem WM-Auftaktspiel in der Vorrunde gegen Mexiko (und verliert später mit einem Endstand 0:1).
Eneut geht es noch einmal hoch in den Wald und wieder runter in den Ort Schladern, Start- und Zielpunkt der Tour. Der Bahnanschluss funktioniert gut, und ich komme schnell nach einem interessanten Tag zurück.
Am Montag, 18.06. ist kein sehr gutes Wetter, und ich beschließe wegen des angekündigten Regens einen Stadtrundgang durch Eitorf zu unternehmen. Auch dafür gibt es einen gpx-Track, den ich herunterlade und abarbeiten will. Spektakulär ist dies nicht, aber erholsam. Am Rand der ausgedehnten Grünanlagen mit schönem alten Baumbestand liegen die Schulen, und hier werde ich von 4 jungen Türkinnen – alle 14 Jahre alt – angesprochen und über’s Wandern, die Natur und Hamburg ausgefragt. Es ist ein sehr netter Austausch, und ich freue mich über die liebenswerte und gesunde Wissbegier der jungen Damen. Hoffentlich treibt sie ihnen niemand aus, und hoffentlich gehen sie wirklich raus in die Natur und lernen sie kennen und schätzen.
Ansonsten gilt für Eitorf auch, dass es hübsche, normale und weniger hübsche Ecken gibt.