26. und 27.06.18

Am 26.06.18 mache ich mich auf, einen der berühmtesten „hot spots“ dieser Region zu erkunden, nämlich die Bastei als berühmteste Felsformation mit der Basteibrücke. Der Malerweg führt in seiner 2. Etappe direkt durch diese Sehenswürdigkeit, und so fange ich dort wieder an zu wandern, wo ich den Tag vorher aufgehört hatte: In Stadt Wehlen.

Es ist schon gleich auf den ersten Metern klar, dass ich nicht die herrliche Einsamkeit wie am Vortag (als mir nur ein einziges Wandererpaar begegnet ist) vorfinden werde. Obwohl der Weg durchaus fordernd ist, bin ich nie lange allein. Aber hübsch ist es hier, im Mischwald, mit immer neuen Ausblicken auf die Elbe, wo sich die Schlauchboote mit Rafting-Touristen tummeln. Alle paar Meter steht ein Hinweisschild, dass man die Wege hier im Nationalpark nicht verlassen darf. Im Interesse des Naturschutzes finde ich das auch gut, warum man allerdings bei einem so stark frequentierten Weg auch nur auf die kleinste Rastmöglichkeit – sogar auf jede mickrige Bank – verzichtet hat, weiß ich nicht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Natur und ihre ungestörte Entwicklung darunter sehr leiden würde – siehe Liebethaler Grund, wo ich eine sicher nicht sehr häufig vorkommende Wasseramsel beobachten konnte, und wo es diverse Rastplätze gab. Egal – ich brauche auch keine Pause und komme bald zur Straße, die weiter zur Bastei führt. Hier wird es dann richtig voll, die Touristenmassen werden mit großen Bussen angeliefert und wieder weggebracht. Ich reihe mich ein und mache ein paar Fotos.

Ich kann verstehen, dass dies ein Magnet für die vielen Menschen ist; auch ich bin von der ebenso ungewöhnlichen wie schönen Landschaft beeindruckt. Nach den Fotos und einer Einkehrung in einer der zahlreichen Gaststätten gehe ich weiter; mein Ziel ist eigentlich Hohnstein bzw. vorher Rathewalde. Von der Bastei aus geht es nun erst einmal die mühsam und schweißtreibend hoch gewanderten Höhenmeter alle wieder runter. Vor und hinter mir sind viele weitere Touris, auch als sich die Wege in Malerweg und Weg zum Kurort Rathen teilen. Mir wird das einfach zu viel, und ich beschließe, direkt nach Rathen zu gehen und von dort nach rund 7 gewanderten km wieder nach Bad Schandau zurück zu fahren. Mit weniger Trubel hätte diese Tour wunderbar werden können – aber es ist auch so mehr als ok, wenn praktisch nur die Bastei mit ihrer unvergleichlichen Umgebung und den Rundblicken als Sehenswürdigkeit verbleibt.

Am Mittwoch, 27.06.18 brauche ich eine ganze Weile, um meine Tour für den Tag zu überlegen und vor allem die  Verbindungen mit den Öffis damit abzugleichen. Das klärt sich dann zwar alles, aber es ist schon ziemlich spät für den Aufbruch. Ich raffe meine Wandersachen alle zusammen und marschiere schnell zum Bus, der mich ohne Umsteigen nach Hinterhermsdorf bringt. Ich hatte von einer Tour im ADAC-Wanderführer gelesen, die als Top-Tip von Sebnitz nach Hinterhermsdorf führt. Ich möchte den Weg in umgekehrter Richtung gehen, es sind dadurch etwas weniger Höhenmeter und es passt besser mit den Verbindungen.

Während der Busfahrt fällt mir auf, dass ich äußerst unvorbereitet losgerannt bin: Ich habe die Papierkarte nicht dabei, auch nicht den Wanderführer. Auch habe ich vergessen, wie der Weg hieß, ich weiß nur noch, dass er einem lokalen Historiker Dr. Melcher o.ä. gewidmet ist, und ich weiß in etwa den Verlauf. Auf den Wandernavi konnte ich ohne Rechner keinen Track herunterladen, aber ich hoffe auf die Wegmarkierungen vor Ort (die tatsächlich lückenlos und zweifelsfrei sind). In Hinterhermsdorf suche ich mir ein Plätzchen am Ortausgang auf einer Bank unter einer Kastanie und suche so lange, bis ich nicht nur eine Beschreibung, sondern auch den Track für den „Dr.-Alfred-Meiche-Weg“ finde und herunter lade, so dass ich nun einfach mit dem Handy (und viewranger) navigieren kann.

Nur am Anfang gibt es auf den ersten ca. 1,5km eine Schotterpiste, ab dann ist und bleibt der Wegeuntergrund – Wiese, Waldboden – schön. Offene Landschaft mit Fernaussichten wechseln sich mit Passagen duch tiefen, stillen Wald ab. Die deutsch-tschechische Grenze ist dabei ständig in Spuckweite. Der Weg hat keine herausragenden Sehenswürdigkeiten zu bieten, sondern nur seine eigene Schönheit – und das ist mehr als genug. Ich bin wie 2 Tage vorher hingerissen von der Landschaft, die dieses Mal nicht spektakulär ist, sondern durchweg idyllisch. Dazu passt auch die Einkehrung in Waldhaus, und praktischerweise bin ich gerade dort, als sich der einzige Schauer des Tages kurz abregnet und dann gleich wieder Platz für blauen Himmel macht.

In Sebnitz finde ich den Busbahnhof recht schnell und fahre in rund einer halben Stunde rundum zufrieden wieder nach Bad Schandau.

Grenzstein
Ich liebe solche Wege am Waldrand
Der vergessene (oder entsorgte) alte Pflug mitten im Wald
Ich sehe immer nur Hängemattenbäume
Schöne, ganz andere Felsen auch hier