20. und 21.05.18

Am Pfingstsonntag, 20.05.18 wache ich nach der schönen Hängemattennacht zwischen den singenden Vögeln auf und habe Lust, noch einen weiteren Tag und eine Nacht bei den Hängern mitzumachen; nach dem pancake von Treegirl, die richtig viel mit ihren 3 Eisenpfannen auf dem offenen Feuer zu tun hat, um ihre Serienproduktion in Gang zu halten, plaudere ich bei nettem Wetter noch etwas und will dann für die Nacht von Pfingstmontag auf Dienstag meine nächste Unterkunft telefonisch buchen.

Damit habe ich unerwartet keinen Erfolg, denn es ist nur noch für heute etwas  frei. Ich habe also keine Wahl, und muss mich nun doch noch gleich, und zwar zügig, auf den Weg machen, weil die Pensionswirte nur zwischen 17-17:30 Uhr da sind. Bis ich alles abgebaut, eingepackt und mich verabschiedet habe, ist es 12:15 Uhr. Als schöne Zusatzinformation bekomme ich noch mit, dass ich direkt in den Regen gehen würde, der ab 14:00 Uhr angekündigt ist. Ich gehe los, von Anfang an in einem Tempo, das mir eigentlich nicht behagt. Tatsächlich bezieht es sich allmählich, die ersten Tropfen fallen pünktlich wie vorhergesagt, es grummelt – erst weiter weg, dann näher. Ich gehe mal wieder auf breiten Schotterpisten, die wie Schneisen durch den Wald verlaufen und fühle mich dort ziemlich schutzlos im Gewitter. Es regnet stärker, und ich packe mich und den Monsterrucksack – sagen wir mal – für eine Zeitlang wasserdicht ein. Als das Gewitter sehr nah ist, und der Regen sturzflutartig, sehne ich einen der sonst sehr ungeliebten Hochsitze herbei, wo ich ein bisschen Pause machen und geschützter sein könnte. Endlich kommt so ein Ding in Sicht, ich steige hinauf und passe oben allerdings nur mit kurzer Gewaltanwendung durch den für mich plus Rucksack zu engen Durchlass. Dann zieht das Gewitter allmählich ab, der Regen hört jedoch nicht auf. Ich sehe mir den Durchlass am Hochsitz an, und traue mich nicht so recht, mich wieder mit einem Ruck, dann auch noch rückwärts, in Richtung der steilen Leiter durchzuquetschen. Also nehme ich nach kurzer Überlegung das kleine Päckchen mit der empfindlichen Technik aus dem Rucksack und werfe ihn aus 2m Höhe in das nasse Gras unten. Soweit ich sehen kann, hat alles heil überlebt.

Inzwischen ist ein leichter, aber nicht mehr „überfühlbarer“ Schmerz beim Gehen an der linken Ferse hinzu gekommen, der sich leider nicht einfach wieder legt. Der grobe Schotter auf dem Weg macht es auch nicht besser, so dass ich auf einen anderen Weg abbiege, der auf der topographischen Karte von Garmin als normaler Wanderweg eingezeichnet ist. Aber bald verliert er sich im aufgeweichten, und von Wildschweinen umgewühlten Lehmboden; an einer Passage bin ich gezwungen, von einem zum nächsten (Sumpf-)Grasbüschel zu hüpfen, und sinke ein Mal trotzdem so tief ein, dass mir Schlamm und Wasser oben in die Stiefel laufen. Endlich kommt wieder eine aspaltierte Strecke in Sicht, die mich dann wenigstens wieder vorwärts kommen lässt. Ich muss sagen, bei all dem ist mir der Spaß ziemlich abhanden gekommen. Immer noch im Regen (mit wasserdichtem Handy kein Problem) rufe ich wieder beim Hotelbesitzer an, um mitzuteilen, dass ich sicher nicht vor 17:30 Uhr ankommen werde, und erhalte die Info, wo der Schlüssel hinterlegt ist. Nun muss ich mich immerhin nicht mehr beeilen und treffe – inzwischen etwas humpelnd – endlich gegen 18:00 Uhr in Argenthal ein. Froh bin ich über die heiße Dusche und darüber, dass ich mich komplett umziehen und trockene Sachen tragen kann. Regenjacke mit Goretex (die Jacke darunter ist trotzdem überall feucht), Regenhülle für den Rucksack (diese deckt aber nicht die deshalb durchgeweichten Schultergurte ab) und Regenhose verteile ich zum Trocknen und gehe zum Essen. Dabei passt mich der Hotel-Pensionsbesitzer ab, und bietet an, meine Stiefel im Heizungskeller zu trocknen – obwohl ich ihn warne, wie schlimm sie aussehen. Langsam kommt meine kleine Wanderwelt wieder in Ordnung, nur die Schmerzen zwischen Außenknöchel und Achillessehne nerven.

Am Pfingstmontag, 21.05.18 ist das Wetter wieder in Ordnung, sonnig, anfangs etwas windig, und nicht zu warm. Nach dem netten Frühstück zusammen mit einer 5er-Wandergruppe freue ich mich sehr, dass meine Stiefel professionell mit Zeitungspapier ausgestopft und innen schon wieder recht trocken sind – aber das Beste ist, dass ich sie sogar gesäubert zurück bekomme. Das ist ein großartiger Zusatzservice, der bestimmt einige Mühe gemacht hat!

Ich habe nicht allzu viele Kilometer bis Rheinböllerhütte vor mir, und bin darüber auch ganz froh. Ich lasse mir Zeit, mache ausführliche Pausen zum Telefoniere, z.B. hier…

…und bin nach dem gestrigen Kampf wieder versöhnt. Es geht auf einfachen Wegen größtenteils auf dem Soonwaldsteig bzw. seinen Zubringern weiter, manchmal kürze ich auch ab, um Höhenmeter zu sparen – der Knöchel nervt.

Wieder so gegen 18:00 Uhr treffe ich beim Hotel ein, das wenig romantisch an einer Bundesstraße mit Autobahnanschluss liegt. Ansonsten ist damit aber alles ok. In direkter Nachbarschaft ein Burgerking und ein großer Eroticshop. Muss der Markt ja offensichtlich hergeben…