Altmühltal und Taubertal im Juli 2019 (Teil 2)

Am Freitag, 19.07.19 geht es weiter in’s Taubertal. Es ist kühler geworden, und weitgehend bedeckt. Die Öffis brauchen eine Weile für die etwa 150-160km, und bis ich in Laudenbach eintreffe, ist es schon etwa 14:30. Von dort will ich – auf meinen eigenen Spuren von 2013 während meiner Deutschlandtour, siehe hier – die recht überschaubare Strecke bis Weikersheim wandern.Am Anfang besuche ich die mitten im Wald gelegene Bergkirche, ein Ort mit besonderer Atmosphäre, wie ich finde. Der Weg dahin vom kleinen Bahnhof aus führt über viele Stufen hoch und macht mir unmissverständlich klar, dass ich nun wieder das gesamte Gewicht des Rucksacks auf dem Rücken habe. Der Wald um die Kirche herum ist hübsch, und nach einer Besichtigung des Inneren der Kirche setze ich mich direkt ins Gras am Wegrand und mache Pause. Bei solchen Gelegenheiten bin ich immer wieder dankbar für die dünne Alumatte, die ich bei jeder Wanderung dabei habe und die über etliche Jahre schon viel mitgemacht hat und diverse mehr oder weniger schön geflickte und offene Löcher aufweist. Eigentlich ist das Ding ein Frostschutz für die Autowindschutzscheibe. Ich sitze offenbar sehr still, denn plötzlich landet auf dem Baumstumpf etwa 2 m neben mir ein Schwarzspecht, den ich voller Entzücken bewundere. Groß ist er, sogar noch deutlich größer als ein Grünspecht. Leider bleibt er (oder sie?) nur ein paar Momente, aber ich freue mich noch lange über diese seltene Begegnung. Ich breche wieder auf, und rund einen halben km weiter erreiche ich den Waldrand; nun geht es auf einer kleinen Straße weiter, bis in das Städtchen hinein. Inzwischen ist es wärmer und sonniger geworden, und als ich auf dem Marktplatz ankomme, kehre ich erst einmal in der netten Außengastronomie meines Hotels ein.

Am nächsten Tag ist das heiße, sonnige Wetter zurück. Ich habe etwas Kopfschmerzen und beschließe, mir Schloss und Schlosspark ausführlicher anzusehen, und nicht zu wandern. Ich nehme an einer interessanten Führung durch das beeindruckende Schloss teil; den Park kann und soll man auf eigene Faust erkunden. Er ist weitläufig und nach französischem Vorbild angelegt, und soll die barocke Pracht im Freien, in der gebändigten Natur fortsetzen. Das südliche Ende wird von schönen, hellen Gebäuden der Orangerie begrenzt, die man für besondere Gelegenheiten auch privat mieten kann. Heute findet eine Hochzeitsfeier bei allerbesten Bedingungen statt. Ich schlendere und genieße in Ruhe die kunstvoll angelegten Blumenbeete, die Statuen, die geradezu impressionistisch wirkenden Licht-/Schattenwechsel auf den Wegen unter den alten Bäumen und fühle mich absolut entspannt.

Am nächsten Tag, So., 21.07.19 wandere ich bei sonnigem, immer noch heißem Wetter auf dem Panoramaweg weiter über Igersheim nach Bad Mergentheim. Es ist das 3. Mal, dass ich diesen Weg gehe, und er hat nichts von seinem Reiz für mich verloren.

Manchmal ist es  auch mir selbst nicht eindeutig erklärbar, auf welchen Wegen ich mich besonders wohlfühle, aber ich gebe mir auch keine Mühe, dies zu analysieren, sondern freue mich einfach, wieder hier zu sein. In Igersheim kehre ich beim Italiener ein, an den ich mich noch erinnern kann und treffe nicht sehr viel später über den Golfplatz kommend in Bad Mergentheim ein. Dort habe ich ein Hotel gebucht, das ich in guter Erinnerung habe und beziehe ein recht großes Zimmer mit Balkon und Blick auf die Tauber.

Am Folgetag gehe ich zum Bahnhof und fahre eine Station mit dem hübschen Regionalzug, der wegen der alten, aber renovierten Inneneinrichtung sehr nostalgisch wirkt, eine Station bis Edelfingen und will wiederum auf dem Panoramaweg, nun von der anderen Seite kommend, nach Bad Mergentheim zurück wandern. Der Wald hier oben ist einsam, und ich mache 2 Mal herrlich ruhig Pause. Bei der zweiten Pause baue ich wieder die Hängematte auf, und als ich gerade dabei bin, huschen  10-20m entfernt 2 Rehe eilig vorbei. Wahrscheinlich habe ich sie gestört, und sie haben sich versteckt und abgewartet – bis sie es nicht mehr aushalten und doch lieber flüchten. Schade, das war natürlich nicht meine Absicht. Dann lege ich mich in der spätmittäglichen Hitze in die Matte und schlafe fest über eine Stunde. Der weitere Weg ist hübsch, ansonsten unspektakulär, und als ich am westlichen Rand von Bad Mergentheim eintreffe, stocke ich meine Proviantvorräte im Supermarkt wieder auf, gehe ganz durch den Ort und den ausgedehnten Park bis zum Zentrum des Kurparks, kehre dort ein

und gehe später wieder zum Hotel, vorbei am japanischen Teil des Kurparks, den ich auch schon vor 6 Jahren einige Fotos wert fand.

Am nächsten Tag, Dienstag, 23.07.19 ist es womöglich noch heißer. Ich beschließe, den Tag etwas anders zu nutzen, und nun auch mal den Ort selbst anzusehen. Zunächst studiere ich die Sonnenuhr im Park, die bei diesem Wetter natürlich sehr gut funktioniert, und im Schloss in Bad Mergentheim

sehe ich mir die Ausstellung zum Deutschen Orden an, der ursprünglich zur Versorgung Kranker und Verletzter im Heiligen Land gegründet wurde, und später zum einflussreichen Ritterorden wurde, der auch eigene Baumeister beschäftigte: Einer davon schuf eine besondere Wendeltreppe im Schloss – freitragend mit offener Spindel, verziert mit unzähligen Pflanzenornamenten, Tier- und Engelsgestalten  mit der Besonderheit, dass genau über dem Zentrum der Treppe die gemalte Sonne steht, siehe Beitragsbild.

Außerdem verbringe ich eine ganze Zeit beim Friseur – das erspart mir in Hamburg eine Menge Zeit, und hier habe ich reichlich davon und kann den Besuch auch genießen.

Am Mittwoch, 24.07.19 unternehme ich meine letzte kleine Wanderung direkt um den Ort. Es ist so heiß, dass meine Haare nass werden, und ich fühlen kann, wie der Schweiß den Rücken hinunter in die Hose läuft. Ich bleibe so weit wie möglich im Schatten, im Wald nordöstlich von Bad Mergentheim und lasse die wunderbaren Tage Revue passieren. Meine Fahrkarte für die Rückfahrt  morgen nach Hamburg habe ich schon, nun will ich noch etwas den hochsommerlichen Wald auf mich wirken lassen, besonders an solch einem netten Pausenplatz.

 

Dann mache ich mich seufzend wieder auf den Weg in den Ort, wo ich im Café Amadeus im Kurpark – für mich Inbegriff von Urlaub und Entspannung – einkehren will,

 

außerdem muss ich natürlich auch noch den Klanggarten besuchen, diese Oase an Ruhe – geradezu prädestiniert zum Meditieren oder auch schlummern.

Füße hoch im Klanggarten

Nach dem Einkehren will ich gerade aufbrechen, um zum Hotel zurück zu kehren, da füllen sich die Bankreihen vor der Konzertmuschel – und tatsächlich gibt es nun am Abend noch ein Kurkonzert. Ich setze mich wieder, höre zu und summe mit, fast ist es wie ein Abschiedskonzert für mich.

Es fängt schon sachte an zu dämmern, als das Konzert vorbei ist, immer noch ist es herrlich warm, und ich habe nur den relativ kurzen, hübschen Weg durch den Kurpark vor mir. Ein kleines Mädchen mit seiner Mutter kommt mir entgegen, sie ist barfuß und planscht  in dem kleinen (künstlichen?) Bachlauf . Ich muss es ihr einfach nachtun, ziehe die gestern hier im Ort gekauften Sandalen aus und gehe durch das angenehm kühle Wasser bis zum Ende des Parks.

 

Und dies waren die letzten ganz und gar ausgekosteten Momente eines rundum wunderbaren Urlaubs.